Große Typisierungs-Aktion am Sonntag
Infos zum Ablauf einer Stammzellspende
(bigi) Als der Freundeskreis um Franz-Josef Weber, besser bekannt als Juppi, sowie die St. Michael Bruderschaft Kirspel-Waldniel von der plötzlichen Erkrankung ihres zweiten Vorsitzenden erfuhren, wurde schnell gehandelt. Helfen kann Franz-Josef Weber nun nur eine Stammzellspende. Sonntag, 16. April, findet darum von 12 bis 17 Uhr in der Achim-Besgen-Halle, Turmstraße 2 in Waldniel, eine Registrierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) statt.
Eine ganze Gemeinde wird aktiv, nicht nur die Schützenvereine des Ortes, die Kegelclubs und die Landjugend rufen zur Beteiligung an der Typisierungsaktion auf. Auch die Gemeinde Schwalmtal bittet alle Bürger zwischen 17 und 55 Jahren, sich Sonntag in der Achim-Besgen-Halle für eine mögliche Stammzellenspende registrieren zu lassen. Professor Dr. med. Edgar Jost, Leiter der Stammzellentransplantation an der Uniklinik Aachen und Nicola Wenderoth von der DKMS erklären das Verfahren bei einer eventuellen Spende.
Ein Wangenabstrich bei der Registrierung gibt zunächst Aufschluss darüber, ob die Gewebemerkmale zu denen eines Patienten passen. Die Auswertung dauert vier bis sechs Wochen. Durch eine Blutprobe bei einem potentiellen Spender werden bestimmte Merkmale abgeglichen. Maßgeblich ist nicht die Blutgruppe, sondern der Gewebetyp des Spenders. „Knapp ein Viertel der Spender kommen aus der Familie, jedoch sind drei Viertel der Patienten auf Spender aus dem Stammzellregister angewiesen“, informiert Nicola Wenderoth. „Fünf Merkmale bekommt der Mensch von der Mutter und fünf Merkmale vom Vater vererbt. Optimalerweise stimmen beim Spender alle zehn Merkmale mit dem Patienten überein“, beschreibt Professor Dr. med. Edgar Jost. Das erfolgt über einen weltweiten Datenabgleich. Interessant dabei ist, dass Menschen einer bestimmten Herkunft, etwa aus Asien oder aus Osteuropa, auch ähnliche Gewebemerkmale haben. Für die weltweite Spenderdatei ist darum wichtig, dass sich alle Menschen registrieren lassen.
Kommt ein Spender nach einer weiteren Eignungsprüfung und einer Aufklärung immer noch in Frage, wird er nach Terminabsprache durch die Gabe einer subkutanen Injektion mit einem Wachstumsfaktor über vier Tage auf die Spende vorbereitet. Das kann zuhause geschehen. „Die Stammzellspende selbst dauert dann meistens einen Tag. Für etwa drei bis vier Stunden werden zwölf bis 15 Liter Blut bei einer Apherese über zwei Nadeln in den Armbeugen entnommen, gewaschen und dem Körper wieder zugeführt. Das ist in 50 Zentren in Deutschland möglich“, so Jost. Dabei werden Stammzellen herauszentrifugiert. Meist war es das schon. Lediglich bei zehn Prozent der Spender wird unter Vollnarkose in Bauchlage ein Blutgemisch – ein dreiviertel Liter bis einem Liter - aus dem Beckenkamm entnommen. Zu einer Spende erklärten sich bisher allein in Deutschland 7,5 Millionen Menschen durch ihre Registrierung bereit, man wird im Falle einer Übereinstimmung mit einem Patienten aber immer nochmal gefragt, ob man weiterhin zur Spende bereit ist.
Ob jetzt durch diese Registrierungsaktion ein Spender für Franz-Josef Weber oder vielleicht für eine andere Person gefunden wird, wird sich zeigen. Rund 3000 bis 3500 allogene Stammzelltransplantationen finden jährlich in Deutschland statt. Vielleicht ist auch bei einer vergangenen Aktion ein passender Spender für „Juppi“ dabei. Bitte lassen Sie sich registrieren – etwa eine Blutkrebserkrankung wie Leukämie oder ein Lymphom kann jeden treffen. Leukämie ist eine Erkrankung der Stammzellen im Knochenmark. Alle Blutzellen stammen von einer gemeinsamen Stammzelle im Knochenmark ab und entwickeln sich durch Teilung und Reifung aus dieser Stammzelle. Wenn eine Blutzelle durch Veränderung des Erbmaterials in einem frühen Stadium der Zellreifung mutiert, kann eine Leukämie entstehen.
Übrigens ist noch bis Ende April eine Typisierung im Bürgerservice der Gemeinde Schwalmtal zu den normalen Öffnungszeiten möglich. Auch Geldspenden sind jederzeit willkommen, da sich die Registrierungsaktionen nur über Spenden finanzieren. Erst bei einer Behandlung eines Patienten bei einer Übereinstimmung der Gewebemerkmale tragen die Krankenkassen die Kosten für dann anstehende Maßnahmen beim Spender.
BU:
v.l.n.r.: Frank Campen, Vorsitzender der St. Michael Bruderschaft Kirspel-Waldniel; Nicola Wenderoth von der DKMS; Professor Dr. med. Edgar Jost, Leiter der Stammzellentransplantation an der Uniklinik Aachen sowie Bürgermeister Andreas Gisbertz hoffen auf rege Beteiligung bei der Typisierungs-Aktion am Sonntag.


